Frage: Was kann man von einem Film über den «Über-Rapper» Notorious B.I.G. erwarten, der keine neue Version über seine Ermordung anbietet und dazu von einigen der Menschen produziert wurde, die in seinem Leben eine nicht immer «eindeutige» (um es mal vorsichtig zu sagen) Rolle gespielt haben? Antwort: B.I.G. Entertainment! Wer mehr erwartet, wird sicher enttäuscht nach Hause gehen.

Es ist ein kleines Wunder, dass der Film überhaupt zustande kam, angesichts der involvierten (und mitunter zwielichtigen) Gestalten, der umfangreichen Persönlichkeitsrechte (ausser Tupac und Notorious leben ja noch alle Beteiligten) und der Prozesswut verletzter Rapper- und sonstiger Superegos.

Das Drehbuch, basiert auf Cheo Hodari Cokers Biographie «Unbelievable» (2004). Es versucht, die zahlreichen Minenfelder im Leben des Notorious B.I.G. zu umgehen oder aber drastisch zu entschärfen, was wohl auf den Einfluss zahlreicher Rechtanwälte zurückzuführen sein dürfte. Herausgekommen ist ein Porträt des Christoper Wallace aka «Biggie Smalls» aka «Notoious B.I.G.», das sich trotzdem sehen lassen kann, auch wenn es kein gorssartiges Kino ist.

Der Film beginnt (und schliesst) mit dem gewalttätigen Ende des Christoper Wallace, dessen Stimme uns in einer langen retrospektiven Schleife durch sein kurzes Leben begleitet. Diese Stimme legt bereits den Ton für den Rest der Geschichte aus: Der Held ist mehr als das Resultat seiner Umgebung, der Umstände seines Lebens, wie der Absenz eines Vaters usw. So wird der junge Christoper (gespielt von Wallace wirklichem Sohn) zum Drogendealer, weil er nun mal in Brooklyn lebt und das bekanntlich da alle tun. Vor allem wenn sie schwarz sind. Ein Klischee reiht sich ans nächste.

B.I.G. steht für den Weg des Rap von der Strasse in die Stadien. Von der Subkultur zum Mainstream. Von Demokassetten zu Platinum LPs. Big Money und B.I.G. mittendrin und obenauf. Sein privates Leben hingegen, ist eine einzige Abfolge von Enttäuschungen und Katastrophen. Wir empfinden aber keine wirkliche Empathie für diese fleischgewordene Urgewalt, weil dem Film die Mitte fehlt. Der Film bietet kein wirkliches Problem an, mit dem B.I.G. in seinem Leben fertig werden muss. Damit fehlt die dramatische Struktur und so gleitet die Handlung linear voran und droht, am Publikum vorbei zu laufen.

Der Film schafft es auch nicht, eine Minute dem Christopher Wallace hinter der B.I.G. Fassade und seiner «Mannwerdung» (wie es im Film so schön heisst) näher zu kommen. Dafür verantwortlich sind sicher zwei Umstände: Einerseits die weitgehende Ausblendung des «anderen», gewalttätigen B.I.G. (es blitzt nur hier und da mal auf, gefolgt von aufrichtiger Reue des «Big Daddy»). Andererseits die bescheidene schauspielerische Ausdruckskraft des James Woolard – selbst Rapper -, der nach einem gigantischen Casting für die Hauptrolle ausgewählt wurde (und dann doch noch mal 50 Pfund zulegen musste!).

Angela Bassett als B.I.G.’s Mutter Violetta, ist wunderbar, auch wenn ihr nicht viel zum Heiligenschein fehlt (was auch für P. Diddy gilt). Ich habe mich gefragt, was wohl Antoine Fuqua, der ursprünglich als Regisseur vorgesehen war, oder gar Spike Lee aus dem Material gemacht hätten. Jedenfalls ist der Film kein Ärgernis, sondern höchstens eine verpasste Chance und zumindest gute Unterhaltung.

Notorious09.com

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