Superhelden haben viele Väter. Einer, der sie in die Strassen dieser Welt bringt ist Flavio Solo aus Rom. So meditiert z.B. sein Captain America in Vietnam oder treffen sich Hulk, Thor und Co. zum gemeinsamen Comic-Lesen in London. Fünf Fragen an den StreetArt-/Graffiti-Künstler.
Wann, wo und warum hat das Spiel für dich begonnen?
Wie die meisten Kinder habe ich immer gezeichnet. Nur: Ich habe nie damit aufgehört und so wurde es zu meinem Beruf. In Kontakt mit Graffiti kam ich über die Älteren am Gymnasium. Zu jener Zeit war das Internet noch nicht verbreitet. Es war, was ich in meiner Umgebung sah, das mich beeinflusste und so begann ich, selber zu sprühen. Mir gefiel die Nacht, die Arbeit an den Wänden der Stadt und die Idee, dass, wenn die Leute morgens unterwegs waren, sie etwas Neues sahen. Allerdings erfüllte mich das Lettering nicht. Ich sah, dass andere viel besser waren als ich und das frustrierte mich.
Ich hatte zwar überhaupt nicht die Absicht, professioneller Künstler zu werden, aber nach dem Gymi besuchte ich die Akademie der schönen Künste, weil es nichts anderes gab, das mich motivierte. Dort begann ich, figurativ statt Buchstaben zu malen.Das gefiel mir viel besser. Dazu gehörte auch die Arbeit im Studio mit Leinwand. Aber mir fehlte die Dynamik der Strasse und so begann ich 2008 damit, statt auf Leinwand in den Strassen zu malen.
Erzähl uns mehr über die Superhelden.
Es war Liebe auf den ersten Blick: Seit mir mein Vater das erste Comic heim brachte habe ich nicht mehr aufgehört, «Fumetti» zu lesen. Neben den Werten, die mir meine Familie vermittelte, waren es die Superhelden, die mir aufzeigten, wie wertvoll Mut, Zivilcourage oder selbstloses Handeln sind. Mit meinen Arbeiten will ich auch anderen Menschen zeigen dass es wichtig ist, diese Werte zu unterstützen. Für mich sind die Superhelden eine Art moderne Mythologie. Waren es in der Vergangenheit Götter oder Religionen, die den Menschen zeigten wie sie leben sollen, übernehmen Superhelden diese Funktion. Aber Superhelden haben Super-Probleme. Was ihn unterscheidet ist, dass er nie aufgibt und sich von Rückschlägen nicht unterkriegen lässt.
Wie ist die StreetArt-Szene in Rom?
Die Szene in Rom ist sehr dynamisch. Es herrscht eine warme Atmosphäre, weit über die Genre-Grenzen hinaus, egal, ob ich dabei an die Graffiti-Szene denke, an die Musikszene oder an Videomacher. Das war schon in der Graffiti-Szene der 1990er Jahre so und StreetArt bildet da keine Ausnahme. Rom muss Städte wie Paris oder Berlin nicht beneiden; viele Quartiere sind voll mit Bildern, egal ob geplante oder spontan entstanden. Durch das grosse Netzwerk besteht ein gesunder Wettbewerb mit ehrlichen Rückmeldungen um sich stets weiterentwickeln zu können.
Welches ist deine Lieblingsdestination bis jetzt und wo möchtest du unbedingt mal hin?
Dank meinen Eltern konnte ich schon als Kind viel reisen und bis heute ist Reisen ein fundamentaler Punkt, auch für meine Kunst. Es weiter den Horizont und öffnet mir die Augen für Neues. Ich hatte das Glück, z.B. nach Vietnam und nach Mexiko zu reisen oder New York und Miami zu sehen. Reisen ist wirklich wichtig für mich, egal ob weit weg mit dem Flieger oder nur eine Stunde mit dem Auto. Ein Traum wäre es, eine Wand in Wynwood zu malen, aber ein paar Träume konnte ich bereits verwirklichen. Dazu gehört, dass ich das Quartier meiner Mutter bemalen konnte, wo sie nun meine Bilder auf dem Weg zum Einkaufen sieht anstatt dass ich ihr Fotos aus dem Internet zeigen muss, oder dass ich meinem Quartier eine Wand schenken durfte. Das schöne an der digitalen Welt ist, dass man heutzutage auch eine Wand in einem kleinen vietnamesischen Dorf einem grösseren Publikum zeigen kann.
Was sind deine nächsten Pläne?
Aktuell besteht mein Plan darin, meinen gerade durchgeführten Umzug abzuschliessen. Aber ein paar kleinere Aufträge stehen an und wenn alles klappt, kann ich in absehbarer Zeit ein grösseres Projekt mit meinem guten Freund Diamond realisieren.
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